Von Margret Schoberth
Am Pfingstsonntag verabschiedete die Gemeinde Stammbach – Mannsflur nach elf Jahren Pfarrerin Susanne Sahlmann und ihre Familie. Dekan Wolfgang Oertel, der Kirchenvorstand und die Gäste blickten im Anschluss an den bewegenden Festgottesdienst in der Marienkirche auf eine Zeit des guten Miteinanders und auf viele gelungene Projekte zurück und hatten Gelegenheit, sich persönlich zu verabschieden. Susanne Sahlmann wird ab Juli als Referentin der Regionalbischöfin Dorothea Greiner in Bayreuth arbeiten und mit Ehemann Sebastian und den drei Söhnen Martin, Georg und Christoph in die Nähe der Stadt ziehen.
„In unserer Familie sind wir dreisprachig“, scherzt Susanne Sahlmann und meint damit die sprachlichen Eigenheiten von Vater, Mutter und den Jungs. Damit liefert sie den Festrednern eine Steilvorlage, kaum einer, der den Ball nicht weiterspielt, indem er auf Sprachprobleme zu sprechen kommt: Bürgermeister Karl Philipp Ehrler, der das Grußwort der politischen Gemeinde von Stammbach ausrichtet und auch stellvertretend für Bürgermeister Franz Uome aus Marktleugast spricht, Pater Dr. Adrian Manderla vom Kloster Marienweiher, Heiko Hain als Präsidiumsmitglied der Dekanatssynode und Beate Dupke mit Andreas Vierling als Vertrauensleute des Kirchenvorstands. Dabei betonen alle die unkomplizierte Verständigung. Herzlich und sehr persönlich sagt es Sandra Tröger von der Konfi-Gruppe, dem Kreis, der sich um die Konfirmanden kümmert: Susanne Sahlmann habe immer zugehört, Ideen aufgegriffen, diskutiert und schließlich klar entschieden. Es sei so viel gewachsen. Man spürt die Wehmut in den Abschiedsworten.
Um Sprachprobleme geht es auch in der letzten Stammbacher Predigt von Susanne Sahlmann über die Geschichte vom Turmbau in Babel (1. Mose 11,1-9). Die Pfarrerin erzählt von ihrer ersten Zeit in Stammbach. Damals sei sie oft gefragt worden, ob sie denn die Leute mit ihrem ostfränkischen Dialekt verstehe. „Wenn von der eigenen Sprache, dem eigenen Dialekt, die Rede ist, dann strahlen die Gesprächspartner. Sie sind stolz auf ihre Sprache und sie teilen gern mit anderen, dass die ihre Ausdrücke verstehen.“ Die Vielfalt der Sprachen ist befreiend: „Du kannst zeigen, wer du bist, in deiner Sprache.“ Das Babel der biblischen Erzählung dagegen sei eine Einheits-Gesellschaft, in der Angst und der Wunsch nach Sicherheit zur allerhöchsten Anstrengung treiben. „Da gibt es nur eine Sprache: die richtige. Und nur eine Kultur: die richtige.“ Der Einzelne zähle nicht. Der Geist Gottes jedoch sprenge die totalitäre Einförmigkeit, indem er Vielsprachigkeit schafft. Auch als zu Pfingsten der Heilige Geist die Jünger Jesu erleuchtet, dass sie hinausgehen und aller Welt die Botschaft Christi verkünden, wirkt er keine Einheitlichkeit. „Die Jünger sprechen keine Einheitssprache, aber so, dass sie jeder in Jerusalem in seiner Sprache verstehen kann.“
Dekan Oertel fand ermutigende Worte. Auch wenn der Abschied schwer falle, so gehöre es doch zum Pfarrberuf so etwas wie Nomade zu sein. Selbst eine Zeit der Vakanz könne neue Kräfte freigeben. Christus hat bei seinem Weggang den Heiligen Geist als Tröster gesandt. Susanne Sahlmann habe nie gejammert, auch wenn zuweilen mit harten Bandagen gekämpft wurde. „Eine leidenschaftliche Pfarrerin, herzlich, unerschrocken, in tiefem Glauben gegründet.“ Die anschließende Entbindung vom Amt war mit einem Segen für die Pfarrerin und ihre Familie verbunden. Pfarrer Hans-Jürgen Müller dankte er für seine Bereitschaft, die Vertretung in Stammbach zu übernehmen, und Pfarrer Florian Wilhelm dafür, dass er sich um die Konfirmandenarbeit kümmern wird.
Bürgermeister Karl Philipp Ehrler bedankte sich für das gute Miteinander zwischen der Kirche und der Gemeinde Stammbach. Auf dem Friedhof hat Frau Sahlmann neue Bestattungsformen eingeführt. Der kirchliche Kindergarten, die Nutzung der Gemeindehäuser in den Ortschaften auch für kirchliche Veranstaltungen, die Sanierung des Turms und die Anschaffung neuer Glocken nennt er als weitere Beispiele für das Wirken der Kirche für den Ort. Ehrler verspricht, sich weiterhin intensiv für die dringliche Renovierung der Kirche bei den Behörden stark zu machen und hofft hier auf die Unterstützung des Dekans.
Für die katholischen Christen in Stammbach verabschiedete sich Pater Dr. Adrian Manderla von Pfarrerin Sahlmann und überreichte eine Statue der Muttergottes von Marienweiher, die sie und ihre Familie unter ihren Schutz nehmen möge. „Katholisch hier, evangelisch dort – Maria ist die gleiche.“
Mit Witz und Esprit verabschiedete der Kirchenvorstand seine Pfarrerin. In Stammbach konnte sich Susanne Sahlmann nicht unbeobachtet in ihren Garten zurückziehen, habe sie einmal gesagt. Das möge in ihrem neuen Wohnort anders werden, wünschte Beate Dupke. Deswegen übergab der Kirchenvorstand, auch im Namen der beiden Verbundgemeinden Ahornis und Wüstenselbitz, eine Gartenliege, einen Stapel Bücher und einen Kasten Bier für das nächste Gartenfest. Andreas Vierling hat dazu sogar eine Kurzgeschichte verfasst, in der es um eine wundersame Verwandlung von Wasser zu Bier in der neuen Gemeinde geht. Die Anwesenden honorierten den Beitrag mit viel Gelächter.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Jürgen Kerz an der Orgel, der Solistin Cornelia Schwarz-Ernst sowie von Michaela Dörfler und Anne Loncsek und einem Bläserensemble.