Von Margret Schoberth
Ein Erkennungszeichen von Stammbach ist der Hochschornstein der Weberei E. Schoepf GmbH. Über 160 Jahre Familienunternehmen, jetzt Teil der Getzner-Textil AG in Vorarlberg, ist E. Schoepf seit Generationen ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Im Rahmen einer Visitation der Stammbacher Kirchengemeinde haben Dekan Erwin Lechner und sein Team aus dem Münchberger Dekanatsrat die Firma unter dem markanten Schlot besucht, um die Arbeitswelt der Menschen in Stammbach kennenzulernen.
Betriebsleiter Marc Bernecker führte durch den Betrieb, vorbei an großen Rollen blaukariererten Velours, ein Muster, das jeder schon einmal gesehen hat: der Bezugsstoff auf den Sitzen der Deutschen Bahn kommt aus Stammbach. E. Schoepf ist auf hochwertigen Web- und Raschelvelours, Flachgewebe und Gestricke spezialisiert. „Die Textilien für den Bahn- und Busbereich haben Zukunft, schon wegen der notwendigen Energiewende“, erklärte Marc Bernecker den Besuchern. Für den Off-Road-Bereich, zum Beispiel für Traktorensitze, wird Raschelware produziert. Der Stoff wird auf der Rückseite mit Spezialklebstoff versehen, so dass er direkt auf die Sitze geklebt werden kann. Die schwer entflammbare Markenfaser Trevira CS ist für die Ausstattung von Theatern, Kinos und von Schiffbauern nachgefragt. Das hauseigene Labor testet laufend die Festigkeit und Haltbarkeit der Stoffe und überprüft planmäßig, ob die strengen Brandnormen für Bahn, Zug und Schiff erfüllt sind.
Auf dem Rundgang durch den Betrieb erläuterte Marc Bernecker die unterschiedlichen Herstellungsverfahren. Höchst aufwändig ist die Jacquard-Weberei. Von der Steuerungseinheit hoch über den Köpfen werden mehrere Webautomaten gelenkt, so dass die Muster entstehen. 100 m werden in einer Schicht gewebt. „Die hoch entwickelte Technik kann immer nur so gut sein wie der Mitarbeiter, der sie bedient“, sagte Bernecker. „Der Mensch mit seinem Fachwissen ist das größte Kapitel“. Der Betriebsleiter ist stolz auf das Können der 120 Mitarbeitenden. Er schilderte, wie drei Frauen eine ganze Schicht lang äußerst akkurat arbeiten, um ein Spulengatter neu zu bestücken. An der Rau- und Schermaschine muss der Mitarbeiter am Geräusch hören, ob alles richtig läuft. Ein Fehler im Arbeitsprozess würde die Ware verderben.
Eindrucksvoll ist die Farbpalette der Garne und die Vielfalt an Fasern, die in Stammbach verwebt werden: Wollmischungen, Acryl-, Polyester-, Polyamid- und Viskosegarne. Nach der Weberei zeigte der Betriebsleiter die Stückfärberei. Hier werden weiß gewebte Textilien nach den Wünschen der Kunden gefärbt. Hilfsmittel und Farbstoffe entsprechen den strengen gesetzlichen Vorgaben. Umweltbewusst zeigt sich das Unternehmen auch im Wasserverbrauch. Relativ wenig, nämlich 12 – 15 l Wasser pro kg Stoff werden beim Färben von Polyester-Velours benötigt, weil der Vorgang in einem geschlossenen System abläuft. Rücksicht auf die Umwelt gehöre zum Qualitätsverständnis, erklärt Bernecker. Dekan Lechner dankte am Ende für die Führung und den Einblick in die unterschiedlichen Berufsfelder in dem Textilunternehmen.